Stellungnahme zu „Kony 2012“
Das in 2012 publizierte Video „Kony 2012“, das zur Verfolgung des Menschenrechtverletzers Joseph Kony aufruft, basiert auf den Recherchen des Amerikaners Jason Russel. Dieser tätigte die Aufnahmen für dieses zentrale Video seiner Kampagne bereits 2003 in Uganda, wo Kony laut Russels Angaben Kindersoldaten für die LRA (Lord Army) rekrutiere, sowie weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehe, namentlich Entführungen, Sexsklaverei oder Verstümmelungen. Da die amerikanische Regierung nicht umgehend auf seinen empörten Aufruf zu Intervention reagierte, startete Russel eine großangelegte Propaganda Kampagne, die diese Verbrechen publik und zur internationalen Angelegenheit machen und somit die Weltengemeinschaft zwingen sollte, militärisch in Uganda einzuschreiten, um Kony zu verhaften. Die ins Leben gerufene Corporation „Invisible Kids Inc.“, die auch das Video publizierte, sieht sich jedoch harter Kritik ausgesetzt.
Das Video sei zunächst einmal zu emotional aufgebauscht, indem Russel seinen persönlichen Erfahrungen mit seinem eigenen Sohn und seinem Freund in Uganda wesentlich mehr Zeit widmet als der objektiven Darstellung der Situation. Zum anderen sind die gezeigten Bilder wie bereits erwähnt aus dem Jahr 2003 und damit sehr veraltet, die Situation in Uganda hat sich maßgeblich verändert, da Kony bereits 2006 mit seiner inzwischen sehr viel kleineren Armee in die Nachbarstaaten gezogen ist. Außerdem nimmt die LRA in Uganda längst nicht eine so dominante Stellung im Alltagsgeschehen ein, wie das Video es suggerieren möchte, denn Kony hat seit bereits 6 Jahren nicht mehr in Uganda agiert.
Gewiss ist die Grundidee dieser Kampagne sehr nobel und gut, doch die Kampagne an sich hat kaum Positives bewirkt. In 8 Jahren wurden noch keine nennenswerten Erfolge in Uganda erzielt. Eine Überdramatisierung der Situation veranlasste zwar eine Spendenwelle, mit der die Menschen sich ein gutes Gewissen zu erkaufen suchen, doch selbst dieses Geld wird nicht effizient genutzt. Nur 31% der Spendengelder werden zur direkten Umsetzung verwendet, den Rest verschlingt der Verwaltungsapparat der Corporation und Russels Privatleben.
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass die Grundidee, die Massen der Internetnutzer zu mobilisieren um Verbrechen bekannt zu machen und somit zu bekämpfen, zwar gut und wünschenswert ist, dass die Aktion der „Invisible Kids“ aber ineffizient und mit den falschen Mitteln geführt wurde.