Bertolt Brecht: Die List, die Wahrheit unter vielen zu verbreiten

Bertolt Brecht sinniert über die Notwendigkeit, List anzuwenden, um die Wahrheit unter der Bevölkerung zu verbreiten.

Bereits Konfutse nutzte die List, die Bertolt Brecht auch heute noch als adäquat und anwendbar bezeichnet, Wörter durch Synonyme zu ersetzen, die aber etwas anderes implizieren, einen anderen Blick auf die Dinge geben. So könnte man zwar Volk ebenso wie Bevölkerung verwenden, doch während Bevölkerung ein wissenschaftlich korrekter Begriff für die Einwohner einer Gegend ist, impliziert das Wort „Volk“ bereits eine ideologische Einheit, oder zumindest eine Gemeinschaft, die gewisse gemeinsame Interessen hat. Dergleichen solle Landbesitz statt Boden gebraucht werde, da Landbesitz ein Wort ohne falsche Emotionen sei, während man beim Wort Boden sofort an den Geruch von Erde oder ihrer Farbe denke und somit der wirtschaftliche Aspekt in den Hintergrund gerate.

Diese Synonyme zu verwenden, raube den Wörtern die Mystik, die laut Brecht die Lügen der Herrschenden decken sollen, oder sogar Bestandteil derer sind. Durch eine bewusstere Verwendung dieser Worte, die ganz unterschiedliche Schattierungen aufweisen, kann einer neuen Beurteilung der Geschichte der Weg geebnet werden, wie bereits Konfutse es tat. Denn Brecht ist der Meinung, die herrschende Klasse unterdrücke die Bevölkerung (respektive „das Volk“) und beute sie aus. Daher wären die Herrschenden gegen die Verbreitung der Wahrheit, weshalb der "argwöhnische Staat getäuscht" werden müsse, um die Wahrheit dennoch publik zu machen.